Zichydorf
Zichydorf, später Zichyfalva und Mariolana war eine deutsche
Großgemeinde im südlichen Teil des Banat auf ebenem Gelände,
ca. 75 km nordöstlich von Belgrad, gegründet 1788. Den
Namen erhielt die Gemeinde vom damaligen Präsidenten der ungarischen
Kammer Graf Karl Zichy de Vasonkeö.
Da die Auswanderung der deutschen Kolonisten aus dem Reich im
Jahre 1787 eingestellt wurde, kamen die Ersten ca. 500-600 Ansiedler
von Zichydorf aus Saar, Boglar, Grabatz, Hatzfeld, Groß- und
Klein Jetscha, Ostern und anderen Ortschaften. "Den Ersten der Tod,
den Zweiten die Not, den Dritten das karge Brot", lautete das Sprichwort,
das für die Neuansiedler zur bitteren Wahrheit werden sollte.
Die erfreuliche Entwicklung des Ortes und die numerische Erstarkung
der Bevölkerung zeigten bald schöne Früchte. Am 5.
März 1819 wurde Zichydorf zu einem "Marktflecken" erhoben,
und erhielt das Privilegium die "Gerechtigkeit". Das heißt,
zwei Jahrmärkte, am 4. April und am 15. Oktober abhalten zu
dürfen.
Die am 21. Januar 1921 durchgeführte Volkszählung ergab
folgendes Resultat: Gesamtzahl der Bevölkerung: 3120. Nach
der Sprache: Serben: 144, andere Slawen: 53, Rumänen: 18, Deutsche:
2618, Madjaren: 263, Andere: 24.
Bis zum Einmarsch der Russen im Herbst 1944, in deren Gefolge
auch die jugoslawischen Partisanen eingefallen sind, lebten die
Menschen über 150 Jahre friedlich zusammen. Die deutschen Einwohner
von Zichydorf mussten im Frühjahr 1945 innerhalb von ca. 15
Minuten ihre Häuser verlassen, wurden enteignet, aller ihrer
mitgenommenen Wertsachen beraubt, danach in die Konzentrationslager
gebracht. Viele sind dort verhungert, wurden umgebracht oder haben
sich selbst das Leben genommen.
Die Überlebenden haben in Österreich, Deutschland, Kanada,
USA und einigen anderen Ländern eine neue Heimat gefunden.
Nach 157 Jahren hat unser Zichydorf aufgehört in seiner ursprünglichen
Form zu existieren.Der Ort wurde in Plandište umbenannt. Heute leben
dort überwiegend Serben.
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Kirche
von Zichydorf.
Aufgenommen von Kaiser Renate 1967. |